1. Preis: Initiative für ein noch besseres Neukölln

 Kazim Erdogan

 

Selbstdarstellung:

 
Die INITIATIVE FÜR EIN NOCH BESSERES NEUKÖLLN wurde Anfang 2004 von Menschen mit türkischem Migrationshintergrund aus verschiedenen Berufsgruppen gegründet und hat derzeit 45 Mitglieder, die sich allesamt ehrenamtlich einbringen. In der Berliner Migrationsgeschichte türkischer Herkunft ist es neu, dass so viele Menschen bereit sind, sich ehrenamtlich zu engagieren. Die Initiatoren wohnen, leben und arbeiten in Neukölln, insbesondere als ErzieherInnen, LehrerInnen, SozialpädagogInnen, PsychologInnen und SoziologInnen. Eines ihrer Hauptziele ist die Unterstützung von Eltern und Familien mit türkischem Hintergrund im schulischen, erzieherischen, familiären und sozialen Bereich. Die Initiative legt großen Wert darauf, dass die Veranstaltungen in türkischer Sprache durchgeführt werden, da vor allem muttersprachliche Angebote bei den TeilnehmerInnen zu einer aktiven Beteiligung führen. Um die Ziele der Initiative auf andere Bevölkerungsgruppen ausdehnen zu können, wurde ein Treffen mit Experten arabischer Herkunft organisiert, das von 15 TeilnehmerInnen besucht wurde; seitdem werden auch Infoabende in arabischer Sprache angeboten. Bisher wurden 23 Veranstaltungen in drei verschiedenen Regionen im Norden Neuköllns mit 30 bis 70 TeilnehmerInnen zu u. a. folgenden Themen initiiert: "Das neue Berliner Schulgesetz", "Frühkindliche Sprachförderung", "Hartz IV", "Probleme der Eltern bei der täglichen Erziehung der Kinder", "Situation der Neuköllner Schüler türkischer Herkunft", "Kinderbetreuung im Schuljahr 2005/06", "Die Bedeutung der gesunden Ernährung für Kinder". Die Initiative hat Unterstützer in fast allen Einrichtungen, Vereinen und freien Trägern des Bezirks, die nach dem Schneeballprinzip arbeiten.Für 2006 plant die INITIATIVE FÜR EIN NOCH BESSERES NEUKÖLLN gemeinsam mit anderen Partnern "Die Woche der Sprache und des Lesens in Neukölln". Durch sie sollen Menschen für die Sprache als Kunst der Verständigung sensibilisiert werden."Es ist", so Kazim Erdogan, "bisher in Deutschland sehr viel gesprochen und geschrieben worden. Deshalb ist unser Motto: Wir reden und schreiben wenig, handeln dafür aber sehr, sehr schnell."

 

Zur Jury-Entscheidung:

 

Besonders beeindruckt zeigten sich die JurorInnen vom hohen Bekanntheitsgrad der noch jungen Initiative in den Schulen des Bezirks und deren reger Resonanz auf die Angebote. "Die Lehrer sind dankbar für die Hilfestellung, die die INITIATIVE FÜR EIN NOCH BES-SERES NEUKÖLLN leistet und bewerben sich mittlerweile zahlreich um Veranstaltungen in ihren Schulen", wussten einige Kommissionsmitglieder. Durchweg lebens- und praxisnah seien die Angebote, die bereits etlichen PädagogInnen Wege zu den Eltern der Schüler eröffnet und damit erheblich zur Verbesserung des Schulalltags beigetragen haben.

 

2. Preis: SiS Seniorpartner in School e.V.

 

Brücke zwischen Alt und Jung


Selbstdarstellung


SiS engagiert sich vor allem in drei Aufgabenfeldern: Mediation, Arbeits- und Neigungsgruppen, Zusammenarbeit bei allen schulischen Veranstaltungen. Mediation ist ein kommunikatives Verfahren der Vermittlung und Einigung in Konfliktfällen, das klären und einigen will. Mediation nutzt den Dialog zwischen den streitenden Parteien, setzt auf Wissensvermittlung mit dem Ziel akzeptierender und bindender Verträge, in denen es weder Gewinner noch Verlierer gibt. Mediation ist eine Methode im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe. Sie hilft Blockaden  zu überwinden und bietet den streitenden Parteien die Möglichkeit zur autonomen Entscheidung. Mediation fördert bürgerschaftliches Engagement und eine zivilisierte Streitkultur.
Ziel des 2001 gegründeten Projektes SENIORPARTNER IN SCHOOL ist es, Wege aufzuzeigen, die einen Gewinn an Lebensqualität für den Einzelnen, ob Jung oder Alt, und Lösungen von wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben für die Gesellschaft zu erbringen. SiS sieht in der generationübergreifenden ehrenamtlichen Arbeit einen wichtigen ergänzenden Ansatz. SiS will Schüler/innen helfen, soziale Kompetenz zu erwerben, Möglichkeiten eines sinnvollen Umgangs mit Konflikten aufzeigen und ein Beispiel für freiwilliges Engagement geben. SiS ermöglicht die Erfahrung, dass beide Seiten - Ältere und Jüngere - voneinander profitieren. So ist das freiwillige Engagement für die Jugend auch ein Gewinn für die Gebenden, denn aktives Tun im Alter hält fit, gesund, lebensfroh und jung!
Im Jahr 2003 erfolgte eine Information über die Idee und deren Realisation durch SiS in weiteren Bundesländern. 2004 wurde das Projekt in Spanien, der Schweiz und in England vorgestellt und stieß auch dort auf großes Interesse.
In Berlin wurden in den vergangenen Jahren sechs Seniorpartner-Gruppen zu Schul-mediatoren ausgebildet. Die Tätigkeit der Seniorpartner wird von den Schüler/innen angenommen und von den Schulen als sinnvolle Ergänzung des Pflichtangebotes angesehen.
Derzeit sind ca. 100 Seniorpartner ehrenamtlich für SiS tätig. Der Verein betreut 14 Schulen in Berlin (u.a. die Fritz-Karsen-Schule in Neukölln), 3 in Arnsberg, jeweils 2 in Potsdam, Lübeck, Marburg und Celle und eine in Husum.

 

Zur Jury-Entscheidung


Vor allem drei Aspekte der Arbeit der SENIORPARTNER IN SCHOOL gaben den Ausschlag dafür, dass die JurorInnen das beispielhafte Projekt unter die Preisträger wählten: Die überaus starke Mobilisierung und Einbindung Ehrenamtlicher, die Bereitschaft der Initiative zur Weiterbildung Ehrenamtlicher durch Mediatoren-Lehrgänge und die generationenübergreifenden Aktionen.

3. Preis: Kindertreff Delbrücke


Ev.-meth. Salemkirche / Frau Ann-Christin Puchta


Selbstdarstellung

Offene Angebote für Kinder und Jugendliche aus der Umgebung, unabhängig von ihrer Nationalität oder Religion, Gewaltprävention, Integrationsförderung, Stärkung und Förderung vernachlässigter Kinder und Jugendlicher und die Förderung von Toleranz und gegenseitigem Respekt - das sind die Schwerpunkte der Arbeit des vor vier Jahren gegründeten KINDERTREFF DELBRÜCKE.
"Ausgelöst", so Ann-Christin Puchta, "wurde unsere Arbeit durch Beobachtungen auf dem der Kirche gegenüberliegenden Spielplatz. Hier treffen sich Kinder und Jugendliche, die oft keinen anderen Ort haben, an dem sie sich aufhalten können."
An vier Nachmittagen pro Woche bietet die Initiative derzeit Hausaufgabenhilfe, Bastel-, Spiel-, Koch- oder Sportstunden an, im Rahmen derer zahlreiche ehrenamtliche MitarbeiterInnen versuchen, mit den Kindern ein gewaltfreies Miteinander zu gestalten und Werte wie gegenseitige Toleranz und Achtung zu vermitteln. Dadurch konnten die üblichen Gewalttätigkeiten auf dem Spielplatz massiv reduziert und die schulischen Leistungen und Deutschkenntnisse vieler Kinder erheblich verbessert werden.
Aktuell nehmen über 60 Kinder und Jugendliche aus dem Kiez (ca. 40 % Deutsche und 60 % mit Migrationshintergrund) die Angebote des KINDERTREFF DELBRÜCKE an.
Im Jahr 2004 wurden über 3.350 Stunden ehrenamtlicher Arbeit geleistet. Für das laufende Jahr ist mit einem Mehr an Ehrenamt-Stunden zu rechnen, nachdem eine SozialarbeiterIn-Stelle zum 1.1.2005 gestrichen wurde: "Dass Ehrenamtliche den Wegfall der Stelle ausgleichen, kann allerdings nur eine Übergangslösung sein, da sich zeigt, dass Aufgaben wie Fundraising, die Betreuung und Weiterbildung der Ehrenamtlichen, die Gesamtorganisation des Kindertreffs und die Konzeption neuer Projekte auf Dauer die Möglichkeiten ehrenamtlicher Arbeit übersteigen."


Zur Jury-Entscheidung

Mit der Ernennung des KINDERTREFF DELBRÜCKE zum Preisträger des 3. Platzes würdigt die Jury insbesondere die weithin bekannte, sehr gute inhaltliche Arbeit der Initiative. Außerdem soll mit dem Votum die Wertschätzung des beim KINDERTREFF DELBRÜCKE vorherrschenden Engagements von etwa 70 Ehrenamtlichen ausgedrückt und der Forderung zur erneuten Schaffung einer SozialarbeiterIn-Stelle Nachdruck verliehen werden.